Sonntag, 15. November 2009

Sozialkompetenz im Netz und Überall

Bin ich eigentlich kompetent? Oder besser gefragt .."sozialkompetent? Was verbirgt sich hinter diesem Begriff, der aus allen Ecken schallt? Leider verrät mir Dieter Euler in seinem Buch "Facetten des beruflichen Lernens" nicht gleich zu Beginn des Kapitels "Förderung von Sozialkompetenzen" die Definition dieser so viel versprechenden Zielformel. Erster, aber vielleicht nicht allzu guter Rat, weiss wie so oft "Wikipedia"; hier lese ich, dass Sozialkompetenz die Gesamtheit aller persönlichen Fähigkeiten und Einstellungen darstellen soll, die dazu beitragen individuelle Handlungsziele mit den Werten einer Gruppe zu verknüpfen und, die in diesem Sinne auch das Verhalten und die Einstellungen von Mitmenschen beeinflussen. Soziale Kompetenz soll also den Komplex der Fertigkeiten bezeichen, der für soziale Interaktion nützlich oder notwendig ist. Schau ich aber nach Kompetenz im pädagogischen Sinne, sagt mir Wikipedia, dass der Kompetenzbegriff u.a. auf Wolfgang Klafkis Kompetenzmodell der kritisch-konstruktivistischen Didaktik zurückgeht; hier wird dann wieder von Fähigkeiten und Fertigkeiten gesprochen. Recherchiere ich weiter, dann finde ich, dass Fähigkeiten, im Gegensatz zu Fertigkeiten, angeboren oder durch äussere Umstände bestimmt sind. Lese ich nun wieder in Herrn Eulers Buch erfahre ich endlich sieben Seiten weiter, dass dieser Begriff "Sozialkompetenz" in der Literatur eine enorme Definitions- und Bedeutungsvielfalt aufweist. Auf den folgenden Seiten werden Beispiele zu Begriffsinhalten gegeben und der Autor liefert schliesslich eine Definition, dass Sozialkompetenzen Handlungskompetenzen seien, denen wertbestimmtes sozial-kommunikatives Handeln zugrunde liegt. Wenn nun aber die Definitionen für Sozilkompetenz so verschieden sind, wie erfahre ich denn, ob ich dieses etwas überhaupt habe. Kann ich denn etwas an Schüler weitergeben, was so schwammig definiert ist, dass ich nicht einmal weiss, ob ich es besitze? Wer kann sich überhaupt anmaßen jemand anders als sozialkompetent zu beurteilen? Wenn ich von der Metaebene aus schaue, ob bei mir soziale Handlungskompetenzen vorhanden sind, dann komme ich nach meiner Definition zu einem "ja". Meine Definition würde beinhalten: Gruppenkompatibel, offen, hilfsbereit, nächstenliebend, ect... viele der positiven Eigenschaften eben, die man nur zu gerne für sich beansprucht. Aber würden nicht fast alle behaupten, dass sie diese Eigenschaften besitzen und deshalb sozialkompetent sind? Gehe ich davon aus, dass ein Lehrer sozialkometent ist ( wie und durch wen diese Feststellung auch getroffen wurde), dann treten noch mehr Fragezeichen auf:

Ist es überhaupt möglich, das eine ("sozialkompetente") Lehrperson, einen schon fast erwachsenen Menschen, den sie an nur zwei Tagen in der Woche im Unterricht sieht, der vielleicht nicht die genetischen Anlagen ( Fähigkeiten ) für soziales Verhalten hat, bei dem es von den Eltern in der prägenden Zeit seiner Kindheit versäumt wurde, diese Werte (Fertigkeiten ) zu vermitteln, eben diesen Schüler so weiterzubilden, dass er soziale Kompetenz entwickelt?

Auch in den Medien scheint Sozialkompetenz ein immer mehr diskutiertes Thema zu sein. Auch wenn keine klare Definition dafür bereitsteht, ist sie in aller Munde. So auch, wenn es darum geht, ob es gerecht ist, einer Verkäuferin fristlos zu kündigen, wegen eines Getränkebons in der Tasche oder jemanden wegen zwei verspeister Frikadellen zu feuern. Ein, wie ich finde, sehr interessanter Beitrag hiezu findet sich in der Sendung von "Anne Will" vom 11.10. 2009.

Für Hinweise aus diesem Sozialchaos bin ich natürlich immer offen :- )